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Dr. med. Masao Tomi

In memoriam

Dr. med. Masao TomiDr. Masao Tomi ist während seines ganzen Lebens eng mit der medizinischen Praxis und Wissenschaft Deutschlands verbunden gewesen. Als Orthopäde trat er bereits in den 60er Jahren in Kontakt mit der renommierten orthopädischen Klinik in Münster, wo er bei Herrn Prof. Matthiass und Frau Dr. Feldkamp Kenntnisse in operativen Techniken zur Behandlung der Infantilen Zerebralparese (ICP) erwarb. Während des mehrjährigen Deutschlandaufenthaltes lernte er seine spätere Ehefrau, die an der Klinik als Physiotherapeutin tätig war, kennen und kehrte mit ihr im Jahr 1975 nach Japan zurück.

Seine breit gefächerten fachlichen Interessen hatten schon in dieser Zeit zu Kontakten mit Vaclav Vojta geführt, dessen Auffassung vom Wesen der ICP ihm sofort einleuchtete. Er veranlasste deshalb bereits im Jahr der Rückkehr in seine Heimat die Durchführung eines ersten Vojta-Kurses in Kyoto. Dieser wurde von Prof. Vojta, der in Begleitung seiner engsten Mitarbeiterinnen nach Japan gekommen war, geleitet. Damit wurde die bis heute währende Vojta-Tradition in Japan begründet.

Späterhin, seit 1988, etablierte Dr. Masao Tomi darüber hinaus in Japan die Manuelle Therapie nach dem „Nordischen System“ (Kaltenborn-Evjenth-Konzept), in dem er während seiner Münsterer Zeit hohe Kompetenz erworben hatte.

Wie sich auch in den Gesprächen anlässlich zahlreicher Deutschland-Besuche immer wieder eindrucksvoll zeigte, verfolgte er bis zum Lebensende aufmerksam alle Entwicklungen seines bevorzugten Fachgebietes, die sich in Europa vollzogen. Hierbei wurde ihm die Internationale Vojta Gesellschaft (IVG), der er seit 1985 – zeitweilig im Vorstand, zuletzt als Ehrenmitglied – angehörte, ein Stück Heimat. Es war ihm ein Anliegen, mit ihr und ihren Mitgliedern engen persönlichen Kontakt zu pflegen. Ihm ist die Existenz der Japanischen Vojta Gesellschaft zu danken, die im Jahr 2001 gegründet und späterhin von Frau Dr. Yamori geleitet wurde.

Unter zahlreichen Publikationen, in denen stets wichtige Vojta-Bezüge bestehen, ist eine frühe Studie von besonderer Bedeutung. Masao Tomi publizierte darin die Ergebnisse der neurologischen Untersuchung (nach Vojta) sämtlicher 5.485 Neugeborener, die im Jahr 1979 in Suita, einem eigenständigen Stadtteil von Osaka mit 350 000 Einwohnern, geboren worden waren. Damit trug er wesentlich zu Erkenntnissen über die Inzidenz der ICP bei.

Am 13. Juli 2017 ist Dr. Tomi den Folgen einer schweren Krankheit erlegen – bis zuletzt darauf hoffend, am Kölner Kongress zum 100. Geburtstag Prof. Vaclav Vojtas teilnehmen zu können. Die IVG beklagt den Verlust eines engen Freundes, eines bedeutenden Arztes und akribischen Wissenschaftlers, dem sie ehrendes Gedenken bewahren wird. Wir trauern mit seinen Angehörigen, denen wir uns besonders verbunden fühlen.

Dr. med. Friedemann Schulze (Erfurt)